Crossrunner – Top oder Flop?

Nun diesen Montag sind wir endlich dazu gekommen eine lange geplante Probefahrt zu tätigen. Dank netter Unterstützung vom Motorradhaus Stute aus Köln (Honda und BMW Vertragshändler und -werkstatt) hatten wir die Gelegenheit die Honda Crossrunner einen halben Nachmittag zu fahren. Genau eine …runner und nicht …tourer…also das kleinere der X-Over Modelle und bevor wieder die Frage nach dem DSC Getriebe kommt…gibbet dafür net.

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Erst mal die nackten Daten und das Ganze im Stand inspiziert:
V4 Motor, knapp 800ccm, ca. 102PS, max. Drehmoment 73Nm, Sitzhöhe 816mm, Länge 2130mm, Höhe 1243mm, Radstand 1464mm ,Tankinhalt 21L, Gewicht vollgetankt 240kg, Zuladung 195kg, 2 Farb – Lackierung (hier schwarz/silber), Bereifung Pirelli Scorpion (vorne 120/70ZR17 hinten 180/55ZR17), Antriebsstrang 6 Gang Getriebe, Einarmschwinge, Kette

Verbautes Zubehör: Ixil Auspuff, Sturzbügel SW-Motech. breiter Lenker und Lenkererhöhung an sonst alles Serie.

Der erste Eindruck und die reinen technischen Daten bestätigen eigentlich nur das was ich vorher schon wusste…eine VFR800 in neuem Kleid, so haben die Honda Ingenieure auch bei der Modellbezeichnung keinen Hehl daraus gemacht und einfach die Typenbezeichnung um ein X ergänzt…VFR800X so das interne Kürzel. Rahmen, Lenkkopf, Räder, Schwinge, Bremsen, Motor wenn auch leicht überarbeitet alles alte Bekannte. Was wiederum keineswegs als Nachteil angesehen werden sollte, denn die Verarbeitung und Standfestigkeit der Komponenten sind schon fast legendär. Die Optik hingegen ist speziell…entweder man mag Sie oder man sucht sich besser ne Schüssel…wenn man den „größeren“ Crosstourer Ähnlichkeiten mit einem schwangeren Delfin nachsagt dürfte hier passend zur Farbe ein schwangerer Guppy Pate gestanden haben.

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Erstes Probesitzen…hier nun endlich mal eine Überraschung…gemütlich, aufrecht, übersichtlich, gut geschnittene Sitzfläche und alles andere als zu breit, einfach genau richtig. Die Armaturen sind auf den ersten Blick sehr überhöht angebracht aber gegenüber der Serie ist hier durch den  Lenkerumbau das ursprüngliche Roller Outfit verschwunden. Lenkerarmaturen alles da wo Sie hingehören, bis auf die Knöpfe der Hupe und  Warnblinkanlage…ich frag mich echt wieso man solch riesige Buttons genau in mittlerer Drückreichweite der Daumen anbringen muss, etwas dezenter hätte auch gereicht (unbeabsichtigtes betätigen der Hupe ist vorprogrammiert). Ebenso macht der Auspuff eine recht schlanke Figur und ist gut ein paar Kilo leichter als der original Brotkasten jedoch muss man auch erwähnen das der original Vorschalldämpfer nebst Kat erhalten bleibt …nächste Überraschung, das Ding hat einen Blechtank und so pappt wie ganz selbstverständlich ein kleines Magnettäschchen hinterm Lenker, ein schmaler Tankrucksack sollte auch drin sein, jedoch sind die Seitenverkleidungen recht weit nach oben gezogen, Tankrucksäcke mit den bekannten Magnetflügelchen sind hier nicht zu brauchen.

Die Probefahrt...da wir ja zu zweit unterwegs waren habe ich der Dame natürlich den Vortritt gelassen und so bin ich schön brav erst hinterher und später vor gefahren…beim Anlassen der Maschine dann die nächste Überraschung…eine recht unerwartete Geräuschkulisse die eher an einen großen 2 Zylinder anstatt an den typischen V4 Sound der guten alten VFR erinnert. Langsam vor mir rollend ein echtes Spektakel und beim Gas aufziehen mal richtig Radau der dann auch irgendwann in die bekannte 4er Tonlage umschlägt. Erstes Stück Autobahn raus aus der Stadt Richtung Eifel, die arme kleine 600er unter mir musste schon ganz schön arbeiten um an dem Guppy ähm Crossrunner dran zu bleiben, dabei sieht da vorne alles recht entspannt und wackelfrei aus. Ein paar km weiter durfte ich dann die Führung übernehmen und die Fahrt über Land fortsetzen. Selbst im Spiegel scheint hinter mir alles noch entspannt zu sein, weder kleine Ortsdurchfahren mit recht schlechtem Asphalt noch kurze schnellere BAB Stücke scheinen hier Unruhe zu bringen. Kurz hinter Rheinbach dann der Härtetest…über Loch, Vierwinden, Freisheim, Krählingen runter nach Kreuzberg und Ahrbrück zum Kaffeestopp. Da hatte doch tatsächlich wer ein Grinsen unterm Helm. DIGITAL CAMERA

Nach dem wohl verdienten Milchkaffee wurde dann die kleine Fazer wieder der rechtmäßigen Besitzerin übergeben und ich durfte die Honda chauffieren.

Anlassen...da ist es wieder diese Geräusch diesmal jedoch deutlich gepaart mit dem V4 – Motorbrummen, Reihenvierzylinder hören sich hiergegen echt zahm und kultiviert an aber das Rauhbein hat was.Kupplung gezogen (hydraulisch aber recht schwer) und den Gang mit einem leichten Klack rein. Erstmal zum Tanken nach neben an, auch hier ist alles so wie es soll, einfach…unkompliziert, Honda halt. Unser Rückweg fängt dann mal Test mäßig mit der Strecke von Ahrbrück nach Lind rauf an…der Motor zieht sauber hoch reißt einem aber auch nicht die Arme aus. Das Handling ist mehr als handlich, selbst in den engen Serpentinen fällt es trotz der neuen Maschine nicht schwer eine saubere Linie zu fahren und ich muss aufpassen mein Begleitfahrzeug nicht aus den gut übersichtlichen Spiegeln zu verlieren. Ein Blick auf das Cockpit lässt mich wieder etwas langsamer werden, dieses ist übrigens durch die hohe Anbringung ohne groß den Blick von der Straße zu nehmen abzulesen, einzig störend sind leichte Reflexionen und der mickrige Balkendrehzahlmesser. Lastwechsel, fast Fehlanzeige und das Umlegen bei rechts links Kombinationen fällt super leicht. Der Motor hat eine ausgeprägte Bremswirkung und so reicht oftmals einfach vor den Kurven vom Gas zu gehen. Falls doch mal die Geschwindigkeit mehr reduziert werden muss begeistert die wirklich gut zu dosierende und fest zu packende CBS-Bremse incl. ABS. Bei dem Fahrwerk wird mir fast schon Angst und Bange…recht hart abgestimmt lässt es sich fast nicht aus der Ruhe bringen, selbst beim harten Bremsen hat man das Gefühl, dass die Maschine weniger eintaucht wie andere. Sicher trägt auch das Bremssystem hier ein wenig mit bei aber ein so ruhiges und neutrales Verhalten kannte ich bisher noch nicht, einzig die Reifen scheinen hier etwas Unruhe zu bringen. Bis Swistal dann noch ein wenig über lang läufige Nebenstrecken und hier mal kurz Gas, Anker geschmissen und das ABS definitiv für gut befunden. Zurück Richtung Köln dann auf der Autobahn dann die Drehzahl auch mal etwas erhöht und wieder eine Überraschung…der V-Tech setzt ein und schiebt die Schwarze vehement an und das Geräusch ist nun endgültig in ein heiseres Fauchen über gegangen. Hier ist nun auch deutlich ein viel zu hoher Windruck vorhanden, eine höhere Scheibe bzw. ein kleiner Spoiler sind für Langstrecke zu  empfehlen. Leider dann wieder viel zu schnell zurück in Köln und das Maschinchen wohlbehalten beim Händler unseres Vertrauens abgestellt.

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Fazit:
Ein wenig noch mit dem Chef die Eindrücke ausgetauscht.

Positiv…Klasse Bremse, super Fahrwerk, leichtes Handling, guter und ausreichender Motor mit klasse Drehmomentverlauf, gute Übersicht und extravagantes Design nebst Einarmschwinge.

Negativ…Kupplung trotz Hydraulik recht schwergängig (not Lady like), Zubehörlenker eine Nummer zu hoch (betrifft aber nur diese Maschine, original ist hingegen zu schmal), Tachoeinheit spiegelt ein wenig und Drehzahlmesser ist schlecht ablesbar (obwohl man den kaum braucht), Stauraum unter der Sitzbank nicht vorhanden, original Scheibe zu klein.

Top oder Flop…mehr negativ als positiv…nein nicht wirklich schlimme Sachen und für mich auf jeden Fall Top…leider sagen die Verkaufszahlen noch etwas anderes…aber abwarten.

Tja da stehen nun 2 recht unentschlossene kleine Testfahrer und müssen sich wohl oder übel erst mal um die Schweinemast kümmern…gekauft…nein…noch nicht…aber wer weiß… …schließlich fand ich Guppys immer schon faszinierend.

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